Chro­ni­sche Erkran­kun­gen und Zahnersatz

22.01.2020

Was haben All­er­gien, Dia­be­tes, Rheu­ma, Magen-Darm­ent­zün­dun­gen, Osteo­po­ro­se, chro­ni­sche Infek­tio­nen oder Herz- und Kreis­lauf­erkran­kun­gen gemein­sam? Alle gehen mit einer sys­te­mi­schen Ent­zün­dung ein­her und die­se stellt zugleich die wesent­li­che Trieb­kraft für den Erkran­kungs­pro­zess dar.

Die Gene­tik erklärt den rasan­ten Anstieg ent­zünd­li­cher Erkran­kun­gen nicht. Man weiß heu­te, dass eine Viel­zahl indi­vi­du­el­ler Trig­ger- und Kofak­to­ren als Aus­lö­ser chro­nisch ent­zünd­li­cher Krank­hei­ten bedeut­sam sind. In unse­rer moder­nen Gesell­schaft müs­sen wir uns immer häu­fi­ger und mit immer kom­ple­xe­ren Fremd­stof­fen aus­ein­an­der­set­zen, die in der Sum­me den Ent­zün­dungs­aus­lö­ser dar­stel­len und somit auf dem Boden gene­ti­scher Prä­dis­po­si­tio­nen und bio­che­mi­scher Ver­än­de­run­gen die “Volks­krank­hei­ten” bedingen.

Die moder­ne Medi­zin trägt lei­der auch ihren Teil bei. Ein­grif­fe in die bio­lo­gi­sche Inte­gri­tät der Men­schen sind zur bei­na­he täg­li­chen Rou­ti­ne gewor­den. Gemeint sind Fremd­ma­te­ria­li­en im Bereich der Zahn­me­di­zin, Ortho­pä­die oder Chir­ur­gie, medi­ka­men­tö­se und hor­mo­nel­le The­ra­pien, immun­sti­mu­lie­ren­de oder immun­sup­pres­si­ve Behand­lun­gen. Häu­fig ver­gisst man, dass jedes Ein­grei­fen in den Orga­nis­mus Aus­wir­kun­gen auf den gesam­ten Kör­per hat.

(Quel­le: Deut­sche Gesell­schaft für Umwelt-Zahn­Me­di­zin; April 2014)

Bedeu­tung für die Zahnmedizin

Zahn­me­di­zi­ner sind gezwun­gen, Fremd­ma­te­ria­li­en in den Kör­per ihrer Pati­en­ten dau­er­haft ein­zu­brin­gen. Egal ob es sich um Metal­le, Kunst­stof­fe, Kera­mi­ken oder ande­re Mate­ria­li­en han­delt, jedes Mate­ri­al kann indi­vi­du­ell unver­träg­lich sein und einen Trig­ger für chro­ni­sche Ent­zün­dun­gen dar­stel­len. Jedes Mate­ri­al geht Wech­sel­wir­kun­gen mit dem Orga­nis­mus ein. Weil jeder Orga­nis­mus anders reagiert, muss prä­ven­tiv das für den Pati­en­ten geeig­ne­te Mate­ri­al und die indi­vi­du­ell bes­te The­ra­pie­op­ti­on gewählt werden.

Ande­rer­seits wer­den Zahn­ärz­te aber auch mit der Situa­ti­on kon­fron­tiert, dass immer mehr ihrer Pati­en­ten schon an chro­nisch ent­zünd­li­chen Erkran­kun­gen lei­den. Bei ihnen müs­sen sie in enger Zusam­men­ar­beit mit Haus- und Fach­ärz­ten gezielt nach unver­träg­li­chen Mate­ria­li­en oder Stör­fak­to­ren suchen. Die Zäh­ne und der Zahn­hal­te­ap­pa­rat stel­len häu­fig die Quel­le der Ent­zün­dung dar, die Aus­wir­kun­gen auf den gan­zen Orga­nis­mus hat.

(Quel­le: Deut­sche Gesell­schaft für Umwelt-Zahn­Me­di­zin; April 2014)

Stellt sich die Zahn­me­di­zin die­sem Problem?

Vie­le Zahn­ärz­te haben inzwi­schen Ihre Ver­ant­wor­tung erkannt. Sie haben sich auf zer­ti­fi­zier­ten Fort­bil­dungs­kur­sen Wis­sen ange­eig­net, das weit über das hin­aus­geht, was im Stu­di­um der Zahn­me­di­zin an den Uni­ver­si­tä­ten gelehrt wird. Sie ken­nen die all­ge­mein­me­di­zi­ni­schen Erkran­kun­gen und sehen die Zusam­men­hän­ge zwi­schen dem Mund­raum und den Orga­nen. Sie haben sich mit Toxi­ko­lo­gie, Immu­no­lo­gie, All­er­go­lo­gie und Werk­stoff­kun­de beschäf­tigt und kön­nen das gesam­te Spek­trum der dia­gnos­ti­schen Mög­lich­kei­ten ein­set­zen, um die Sicher­heit für den Pati­en­ten zu erhö­hen. Vie­le von ihnen haben die Qua­li­fi­ka­ti­on zum Umwelt-Zahn­Me­di­zi­ner nach erfolg­rei­chem Abschluss der Cur­ri­cu­la erwor­ben. Sie arbei­ten im Netz­werk, denn sie haben erkannt, dass sie die kom­ple­xen Pro­ble­me ihrer Pati­en­ten nur in Koope­ra­ti­on mit ande­ren medi­zi­ni­schen Fach­rich­tun­gen lösen können.

(Quel­le: Deut­sche Gesell­schaft für Umwelt-Zahn­Me­di­zin; April 2014)

Vor­tei­le für den Patienten

Die Umwelt-Zahn­Me­di­zin ist oft­mals ein Ret­tungs­an­ker für den chro­nisch kran­ken Patienten.

Nach einer ein­ge­hen­den Befra­gung zur gesamt­ge­sund­heit­li­chen Situa­ti­on wird im Mund­raum mit­tels einer gründ­li­chen Unter­su­chung nach Fak­to­ren gesucht, die über eine toxi­ko­lo­gi­sche Dau­er­be­las­tung oder eine Immun­ak­ti­vie­rung einen ent­zünd­li­chen Pro­zess bewir­ken kön­nen. Das kön­nen schon so ein­fa­che Din­ge sein wie ver­la­ger­te Weis­heits­zäh­ne, eine bis dahin unbe­merk­te chro­ni­sche Zahn­bett­er­kran­kung, bis­her nicht ent­deck­te Ent­zün­dun­gen an Wur­zel­spit­zen, ein oder meh­re­re wur­zel­to­te Zäh­ne oder ein immu­no­lo­gisch für den Pati­en­ten unge­eig­ne­tes Füllungs‑, Kronen‑, Brücken‑, Pro­the­sen- oder Implan­tat­ma­te­ri­al. Aber auch Bin­dungs­ma­te­ria­li­en wie Kle­ber und Zemen­te kön­nen nicht zu unter­schät­zen­de Stör­fak­to­ren sein. All das gilt es über toxi­ko­lo­gi­sches, immu­no­lo­gi­sches und umwelt­me­di­zi­ni­sches Fach­wis­sen her­aus­zu­fin­den. Der Umwelt-Zahn­Me­di­zi­ner ver­fügt über das Fach­wis­sen, dia­gnos­ti­sche und the­ra­peu­ti­sche Prio­ri­tä­ten zu setzen.

(Quel­le: Deut­sche Gesell­schaft für Umwelt-Zahn­Me­di­zin; April 2014)

Dia­gnos­tik allein reicht aber nicht

Wich­tig ist auch, dass der Zahn­arzt weiß, wodurch das pro­ble­ma­ti­sche Mate­ri­al ersetzt wer­den kann. Er muss bereits im Vor­feld abklä­ren, ob eine Sen­si­bi­li­sie­rung oder indi­vi­du­el­le Unver­träg­lich­keit gegen das neu ein­zu­brin­gen­de Zahn­ersatz­ma­te­ri­al vor­liegt. Andern­falls besteht die Mög­lich­keit für den Pati­en­ten, vom “Regen in die Trau­fe zu kom­men”. Der Umwelt-Zahn­Me­di­zi­ner wird auch die Wech­sel­wir­kun­gen zwi­schen neu­en und alten Mate­ria­li­en beach­ten. Begin­nend mit der Pla­nung von neu­em Zahn­ersatz arbei­tet der Umwelt-Zahn­Me­di­zi­ner mit qua­li­fi­zier­ten Zahn­tech­ni­kern Hand in Hand.

Die Umwelt-Zahn­Me­di­zin stellt eine wich­ti­ge Berei­che­rung für die zahn­ärzt­li­che Kunst dar. Der Umwelt-Zahn­Me­di­zi­ner ist für chro­nisch Kran­ke, aber auch gesun­de Men­schen ein kom­pe­ten­ter Ansprech­part­ner, wenn es ihnen nicht aus­schließ­lich um Ästhe­tik und Funk­tio­na­li­tät, son­dern auch um eine all­ge­mein gesun­de zahn­me­di­zi­ni­sche Behand­lung geht.

(Quel­le: Deut­sche Gesell­schaft für Umwelt-Zahn­Me­di­zin; April 2014)

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