Amal­gam

22.01.2020

An der Fra­ge nach der Ver­träg­lich­keit oder Unver­träg­lich­keit des Zahn­füll­ma­te­ri­als Amal­gam schei­den sich bis heu­te die Geis­ter — und zwar welt­weit. In eini­gen Län­dern ist der Ein­satz von Amal­gam aus öko­lo­gi­schen oder gesund­heit­li­chen Grün­den ver­bo­ten, in ande­ren Län­dern (wie z.B. auch den USA) sind noch nicht ein­mal die in Deutsch­land vor­ge­schrie­be­nen Amal­gam-Abschei­der Pflicht. Eine „typisch deut­sche“ Dis­kus­si­on (angeb­li­che „ger­man angst“) ist die Amal­gam-Dis­kus­si­on jeden­falls nicht, wie der umfang­rei­che eng­lisch­spra­chi­ge Wiki­pe­dia-Bei­trag zum The­ma beweist.

Amal­gam – Zahn­me­di­zin für „arme Menschen“?

Die Amal­gam-Debat­te ist kei­nes­falls eine „Mode­er­schei­nung“: Amal­gam ist hef­tig umstrit­ten bereits seit sei­ner Ver­brei­tung durch die Gebrü­der Craw­court, die in den 30er Jah­ren des 19. Jahr­hun­derts durch ihren Umzug von Frank­reich nach Ame­ri­ka — und die Grün­dung einer äußerst flo­rie­ren­den Den­tis­ten­pra­xis in New York — die ers­ten stan­des­po­li­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen inner­halb der ame­ri­ka­ni­schen Zahn­ärz­te­schaft, den soge­nann­ten „ers­ten Amal­gam­krieg“, aus­lös­ten. Die Argu­men­te sind — auf unter­schied­lich ent­wi­ckel­tem Niveau — heu­te im Wesent­li­chen die glei­chen wie damals: Auf der einen Sei­te ste­hen die Amal­gam­geg­ner, die eine Gesund­heits­ge­fähr­dung durch die­sen Werk­stoff pos­tu­lie­ren, auf der ande­ren Sei­te Amal­gam-Befür­wor­ter, die die­ses sehr halt­ba­re Mate­ri­al wegen sei­ner ver­gleichs­wei­se gerin­gen Kos­ten nicht aus der Ver­sor­gung brei­ter Bevöl­ke­rungs­schich­ten mit einer zahn­erhal­ten­den Fül­lungs­the­ra­pie ent­las­sen wollen.

Da die Kari­es heu­te in ihrer welt­wei­ten Ver­brei­tung wie­der zuneh­mend zu einem Pro­blem gewor­den ist, das vor­zugs­wei­se ärme­re Bevöl­ke­rungs­schich­ten bzw. Län­der betrifft, sind die Betrach­tun­gen hier­zu eben­so kom­plex wie der Zusam­men­hang mit der Fra­ge einer welt­wei­ten Äch­tung des Metalls Queck­sil­ber in sämt­li­chen indus­tri­el­len und anwen­den­den Pro­zes­sen: zur lang­fris­ti­gen Eli­mi­nie­rung die­ser Gift­quel­le aus der Umwelt.

Die WHO schätzt den Bei­trag des den­ta­len Amal­gams an der Gesamt­emis­si­on von Queck­sil­ber in die Umwelt auf etwa ein Drit­tel. Inso­fern stellt sich die Fra­ge, ob – wie in so vie­len Umwelt­fra­gen – die Kos­ten der Amal­gam­the­ra­pie nicht weit­aus höher sind, wenn man die Umwelt­fol­gen (Pra­xis­ab­wäs­ser, Kre­ma­ti­on von Amal­gam­trä­gern) mit ein­rech­nen würde.

(Quel­le: Deut­sche Gesell­schaft für Umwelt-Zahn­Me­di­zin; April 2014)

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